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Vorhang auf für das Figurentheater!

 

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Pressetext

«Vorhang auf für das Figurentheater!»

Sonderausstellung vom 25. Mai 2014 bis 31. Dezember 2015

«Das Theater ist das schönste und älteste Lügengewerbe der Welt. Ein wunderbarer Zauberkasten: Es zeigt wirklich, was in Wirklichkeit nicht ist.»
Gustav Seibt

Seit der Antike erfreut sich der Mensch am Theater. Auf der Bühne werden ihm von Schauspielern oder Puppen Geschichten aus dem Leben – in dramatisierter Form – vorgespielt. An den Lust- und Trauerspielen kann er sein eigenes Schicksal messen und sein weiteres Lebensverhalten danach ausrichten.

Durch die vergangenen drei Jahrhunderte war das Figurentheater im bürgerlichen Familienkreis beliebt, und es erlebte besonders im 19. Jahrhundert eine Blütezeit. Das Spiel mit Marionetten, Stab- und Schattenfiguren hat eine lange, bis heute anhaltende Tradition in Ländern wie China, Ägypten, Indien und Indonesien. In Europa hatte das Volk auf den Jahrmärkten am Handpuppen- und Marionettenspiel grosses Vergnügen. Die Menschen erlebten ihre Lieblinge, die ganz nach ihrem Wunsch mit allen Widrigkeiten des Lebens spielerisch fertig wurden. Kasper, von den «aufgeklärten» Erwachsenen zunehmend im Stich gelassen, wird zum Liebling und zur Identifikationsfigur der Kinder.

Selbstdarstellung, bewusst oder unbewusst, gehört zu den elementaren Ausdrucksformen jedes Menschen und beginnt im frühen Kindesalter. Explizit zeigt sich Selbstdarstellung auch im Rollenspiel, bei dem meistens mehrere Kinder beteiligt sind. Dem Einzelnen dient es zum Erwerb seiner sozialen Verhaltensmuster.

Auch das Theaterspiel gehört zu den Rollenspielen. Beim Spiel mit Figuren teilt das Kind diesen Rollen zu und lässt sie stellvertretend agieren – aufgefächerte Selbstdarstellung! Es zerlegt seine Person, seine Psyche, in Gut und Böse und projiziert diese Eigenschaften auf seine Protagonisten. Das Kind spielt sich selbst und gibt so seinen Freuden, Sorgen, Ängsten, Fantasien und Wünschen Ausdruck. Über sein «Schauspiel» wird es zum Dramaturg seiner Erfahrungen.

Die Ausstellung «Vorhang auf für das Figurentheater!» zeigt einerseits historische Kasper-, Papier-, Marionetten- und Schattentheater, andererseits laden sechs kleine Theaterkammern, bestehend aus Bühne mit Figuren und Kulissen und Zuschauerraum, zum eigenen Figurenspiel ein. Die Ausstellung bietet Anschauung und aktive Spielmöglichkeiten, fördert aber auch Begegnungen und vermittelt Impulse.

Mai 2014 / Anzahl Zeichen: 2‘136 / Anzahl Wörter: 287

 

Kaspertheater
Das Kaspertheater hat seine Wurzeln im Volkstheater und Kaspar ist unter verschiedenen Namen etwa seit Ende des 18. Jahrhunderts in ganz Europa bekannt. Der lustige und schlagfertige Kaspar ist eine Figur, die mit den alltäglichen Widrigkeiten spie-lerisch fertig wird. Das macht ihn zum Publikumsliebling – Kaspar der «Drachentöter» im Dienst des Guten. Bei den Vorstellungen auf den Jahrmärkten waren seine derben Streiche bei den Menschen beliebt und dienten ihnen auch als Ventil für empfundene Ungerechtigkeiten. Die verschiedenen Figuren des Ensembles in einem Kaspertheater stehen für das Gute, das Vernünftige und das Böse.

Papiertheater
Das Papiertheater, das aus der Biedermeierzeit stammt, ist im Gegensatz zum derben Kaspertheater ein anspruchsvolles «Schau-Spielzeug». Die auf Papierbögen gedruckten Theater und Figuren mussten zuerst aufgezogen und ausgeschnitten werden. Die kleine Bühne, in der bürgerlichen Stube anzutreffen, hält sich – was ihre Erscheinung, die Figuren und den Stoff anbelangt – an das grosse Theater. Klassische Theaterstücke aus der Erwachsenenwelt wurden für Kinder bearbeitet und in einem Textheft mit den Figurenbögen mitgeliefert. Das Papiertheater hat dank fantasievoller Einfälle den Weg von der Tradition in die Moderne geschafft.

Schattentheater
Das Schattentheater hat seine Wurzeln in China, Indonesien und Thailand. Im Mittelalter findet es den Weg nach Kleinasien, in der Türkei ist es als sogenanntes Karagöz-Theater bis heute beliebt. Ab dem 18. Jahrhundert, im Gefolge der Romantik, erreicht es auch in Europa eine gewisse Popularität. Technische Verfeinerungen bei der Figurenanimation und bei der Beleuchtung haben die dramaturgischen Möglichkeiten des professionellen Schattentheaters erweitert. Verschiedene Truppen sind heute auf modernes Schattentheater spezialisiert.

Mai 2014 / Anzahl Zeichen: 1‘836 / Anzahl Wörter: 248